Wildstauden-Mischpflanzungen zur Förderung der Biodiversität

Doris Tausendpfund

Wildstauden-Mischpflanzungen fördern die Biodiversität ober- und unterirdisch, sowie erhalten den Humus im urbanen Raum. Durch das Biodiversitätsmonitoring werden anhand ausgewählter Indikatoren einheimische, artenreiche, dynamische und pflegeextensive Staudenmischpflanzungen sowie  kreative Kommunikationskonzepte zur Veranschaulichung der Wechselwirkungen für die Bevölkerung entwickelt.

Ausgangslage

Abb. 1: Vorbild Natur (Foto Doris Tausendpfund).

Die Forschungsgruppe Pflanzenverwendung beschäftigt sich bereits seit 20 Jahren mit der Thematik der Staudenmischpflanzungen und wurde dafür von der Gartenbranche ausgezeichnet und Axel Heinrich (Dozent Forschungsgruppe Pflanzenverwendung) hat ein Buch über die Thematik publiziert. Die Staudenmischpflanzungen wurden in den 1990er-Jahren mit dem Ziel entwickelt, artenarme Bodendecker-Pflanzungen durch
artenreiche, dynamische und pflegeextensive Staudenpflanzungen abzulösen. Das Neue an den Staudenmischpflanzungen war, dass es sich um getestete Mischungen aus bewährten und ausdrucksstarken Pflanzenkombinationen einschliesslich Pflegeanleitungen handelt. Sowohl ein aufwändiger Bepflanzungsplan als auch ein Ausführungsplan entfallen. Die Gestaltungsideen der einzelnen Mischungen basieren auf dem natürlichen Zusammenspiel der Pflanzen und setzen auf eine Eigendynamik innerhalb des Bestandes und sind dadurch gegenüber Veränderungen reaktionsfähig. Die Staudenmischpflanzungen stellen eine Bepflanzungsmethode dar, die sich in der grünen Branche etabliert hat. Die aktuell existierenden Staudenmischpflanzungen bestehen vorwiegend aus Garten­stauden (nicht einheimische Arten und Sorten, Zuchtformen). Derzeit fehlen Mischungen mit ausschliesslich einheimischen Arten für die Praxis in der Schweiz. Biodiversitätsförderung und Ökosystemdienstleistungen gewinnen immer mehr an Bedeutung -wiesenartige Begrünungen mittels Ansaaten mit einheimischen Gräsern, Stauden und Kräutern werden bereits seit Längerem angelegt.Die Nachfrage steigt, nach einfach umsetzbaren Pflanzungen mit einheimischen Arten, die auf humusreichen Flächen im Siedlungsraum Verwendung finden. Die bestehenden Staudenmischpflanzungen können nicht einfach durch einheimische Pflanzen ersetzt werden, da sich die einheimischen Pflanzen anders verhalten. In der Regel versamen sie sich stärker als Gartenpflanzen und dies hat Auswirkungen auf die Pflege. Der Unterhalt ist durch dieses Versamen fachlich anspruchsvoller; die Pflanzen müssen in verschiedenen Entwicklungsstufen erkannt werden. Weiterhin ist der Blütenaspekt bei einheimischen Pflanzen meist nicht so intensiv wie bei Gartenblumen, dies hat Auswirkungen auf den ästhetischen Jahresaspekt. Wie können diese Mischungen gestaltet werden, dass sie trotz des reduzierten Farbenspektrums Anklang bei der Bevölkerung finden.

Zielsetzungen
Es werden Staudenmischpflanzungen mit in der Schweiz heimischen Arten für humusreiche Böden entwickelt und diese auf ihre Praxistauglichkeit, ihren Biodiversitätsbeitrag, ihre Akzeptanz und Verhaltungsänderung bei der Bevölkerung hin überprüft. Somit wird allen Interessierten der grünen Branche und der Bevölkerung eine neue, einfach umzusetzende Methode zur Verfügung stehen, mit welcher ein Beitrag zur ober- und unterirdischen Biodiversitätsförderung geleistet werden kann.
Abb. 2: Rittersporn Naturstandort (Foto Doris Tausendpfund).

Projektbeschrieb

Im Forschungsprojekt werden einheimische, artenreiche, dynamische und
pflegeextensive Staudenmischpflanzungen für nährstoffreiche Standorte im Siedlungsraum entwickelt, umgesetzt,  wissenschaftlich nach ausgewählten Indikatoren erhoben und evaluiert. Diese Staudenmischpflanzungen dienen im Speziellen zur Förderung von Schwebfliegen, Tagfaltern, Regenwürmer, Humuserhalt, Bodenaktivität, Diversität von  Bodenmikroorganismen im Siedlungsraum. Die Staudenmischpflanzungen verbinden ästhetische und ökologische Gesichtspunkte. Somit tragen sie zur Attraktivitätssteigerung des Siedlungsgrüns bei, fördern und sichern die Pflanzenartenvielfalt und werden nachhaltig gepflegt. Ziel ist eine kombinierte Förderung der Bodenfauna, der Vielfalt blütenbesuchender Insekten und der Pflanzendiversität. Ein mehrschichtiges System entsteht, das sich gegenseitig befruchtet und gewinnbringend für Biodiversität, Ökosystemleistung, Attraktivität und Ökonomie ist. Dieses System (Wechselwirkungen) wird einfach und kreativ kommuniziert, um Verhaltensänderungen zu erzielen. Die Menschen erleben ein anschauliches Umsetzungsbeispiel vor ihrer Haustür. Wie lassen sich Vegetationsvorbilder (Hochstaudenfluren, Kraut-säume) aus der Natur in den Siedlungsraum übertragen. Die Menschen werden für die Thematik sensibilisiert und motiviert eigene Handlungen anzustossen. Welche Wirkung die einheimischen Staudenmischpflanzungen auf die Menschen haben, wird mit verschiedenen Methoden evaluiert.Das Projekt entspricht dem Schwerpunkt «Erhaltung und Förderung der Biodiversität in der Siedlung» im Aktionsplan zur Strategie Biodiversität Schweiz (AP SBS 2017) und dem Forschungskonzept Umwelt für die Jahre 2017-2020 des Bundes «Vom Wissen zum Handeln», in welchem es um die Weiterentwicklung von praxistauglichen Methoden zur Inwertsetzung und Berücksichtigung der Biodiversität in der Planung und Praxis geht.

Beteiligte Institutionen und Personen

ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften
IUNR – Institut für Umwelt und Natürliche
RessourcenForschungsgruppe Pflanzenverwendung
Doris Tausendpfund, Projektleitung
Céline Derman-Baumgartner
Forschungsgruppe Bodenökologie
Dr. Beatrice Kulli Honauer
Forschungsgruppe Umweltplanung
Jürg Schlegel, Matthias Riesen
Forschungsgruppe Nachhaltigkeitskommunikation und Umweltbildung:
Dr. Urs Müller, Dr. Petra Bättig-Frey
Forschungsgruppe Umweltgenomik und
Systembiologie
Dr. Theo Smits

Kontakt

Doris Tausendpfund
Projektleitung
e-mail: doris.tausendpfund@zhaw.ch
Tel. 058 934 59 45 

Finanzierung

Bundesamt für Umwelt BAFU
Verschiedene Schweizer Städte