Mit Umwelt-DNA und Citizen Science der Wasserspitzmaus im Kanton Basel-Landschaft auf der Spur

CRISTINA BOSCHI, ADRIAN DIETRICH

Mit dem Pilotprojekt zum Nachweis von Wasserspitzmäusen versuchte die Abteilung Natur und Landschaft mit einer neuen Methodenkombination das ­Vorkommen dieser gefährdeten Art zu untersuchen. Interessierte Laien sammelten mit Hilfe von Nachweisröhren Kotproben von Kleinsäugern, deren Herkunft mit genetischen Analysen bestimmt wurde und so konnte die Wasserspitzmaus nachgewiesen werden.

Über die Verbreitung der heimlich lebenden Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) und ihrer Schwesterart der Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus) ist in der Schweiz sehr wenig bekannt (Graf und Fischer 2021). Beide Arten sind national prioritäre Arten und in der Roten Liste als «verletzlich» bzw. «stark gefährdet» eingestuft. Sie gelten als gute Zeiger für intakte Gewässer mit natürlichen Ufern, guter Wasserqualität und reichem Nahrungsangebot und sollten also unbedingt bei der Aufwertung und Revitalisierung von Gewässern berücksichtigt werden. Leider fehlen meistens die Kenntnisse über ihr Vorkommen in einem Gebiet. Der Kanton Basel-Landschaft möchte dies ändern. Er hat deshalb im Herbst 2021 eine Pilotstudie mit einer neuen Methodenkombination durchgeführt.

Die Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) wird äusserst selten beobachtet (Foto: Saxifraga, R. Zwerver).

Plastikröhren zur Sammlung von Kotproben
Zur Sammlung der Umweltproben (= Kot) wurde eine Methode genutzt, welche von Churchfield (2000) in England entwickelt wurde. Rund 20 cm lange Plastikröhren, werden auf einer Seite mit einem feinen Gitter verschlossen und mit einem Köder, z.B. getrocknete Bachflohkrebse, bestückt. Diese Röhren bilden so ein attraktives Versteck für Wasserspitzmäuse, in welchem sie bei einem längeren Aufenthalt auch Kot hinterlassen. Im Projekt im Kanton Basel-Landschaft wurden solche Nachweisröhren, von ortskundigen Freiwilligen, unter der Leitung von ­Wildtierbiologen, entlang von naturnahen Fliessgewässern platziert. Anschliessend haben die Laien die Röhren während 6 Wochen wöchentlich kontrolliert, vorhandenen Kot eingesammelt und die Köder ersetzt. Fünf Freiwillige haben 120 Nachweisröhren betreut, die auf sieben Gewässerabschnitte verteilt waren.

Nachweisröhre, die auf einer Seite mit einem feinen Gitter verschlossen und mit einem Fähnchen markiert ist (Foto: Markus Plattner).

Genetische Analysen zum Nachweis der Wasserspitzmaus
Der so gesammelte Kot wurde für die genetische Analyse an die Firma Ecogenics microsynth in Balgach geschickt. Für die Bestimmung der Herkunft der Proben, wurden im Kot enthaltene DNA-Reste ­extrahiert und der 16S Lokus der rRNA vervielfältigt. Die erhaltenen Sequenzen können von Fachpersonen mit Hilfe von bekannten Sequenzen von Kleinsäugern aus der Schweiz, sowie mit internationalen Sequenzdatenbanken den Arten zugewiesen und das Ergebnis geprüft werden. Die Auswertung ergab drei Nachweise von Wasserspitzmäusen (Neomys fodiens) in den kantonalen Naturschutzgebieten «Eggwald-Looch» und «Talweiher». Zusätzlich konnten drei weitere Spitzmausarten, zwei Langschwanzmausarten und eine Wühlmausart nachgewiesen werden.

Fazit
Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass die angewendete Methodenkombination funktioniert und dass sich diese Form der Zusammenarbeit von Laien, wie Naturschutzgebietsbetreuern, Rangern, Förstern und Fachpersonen gut eignet, um die Anwesenheit der Wasserspitzmäuse an einem Gewässerabschnitt zu prüfen.

Bis vor wenigen Jahren war der sichere und systematische Nachweis von Wasserspitzmäusen vor allem mit Lebendfängen möglich und deshalb sehr
aufwändig. Erst die Fortschritte bei den genetischen Analysemethoden, wie Next Generation Sequencing (NGS) und die umfangreichen, vom BAFU finanzierten Vorarbeiten (SWILD 2020), machten den Einsatz solcher Methoden zum Nachweis von Kleinsäugern möglich.

Wir hoffen, dass dies einen Schub bei der Untersuchung der Verbreitung der Wasserspitzmaus in den verschiedenen Kantonen gibt und dass so der Schutz der Kleinsäugerarten vermehrt in der Praxis einbezogen wird.

Projektverantwortung
Kanton Basel-Landschaft,
Ebenrain Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung
Abteilung Natur und Landschaft

Kontakt
Cristina Boschi
Koordinationsstelle kleine Säugetiere BL
Tel.: 062 842 21 47
E-Mail: cristina.boschi@wieselnetz.ch

Adrian Dietrich
UNA – Atelier für Naturschutz & Umweltfragen AG
Tel.: 031 310 83 87
E-Mail: dietrich@unabern.ch

Literatur

  • Churchfield, S., Barber, J. and C. Quinn (2000): A new survey method for Water Shrews (Neomys fodiens) using baited tubes. Mammal Review 30: 249–254.
  • Graf, R. F. und Fischer, C. (2021): Atlas der Säugetiere. Schweiz und Liechtenstein. Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie SGW. Haupt Verlag, Bern, 478 S.
  • SWILD (2020): Prüfung neuer Methoden zum Nachweis gefährdeter Kleinsäugerarten in der Schweiz. Aufbau genetische Referenzdatenbank Kleinsäuger 2020. Schlussbericht V1, SWILD Zürich im Auftrag vom BAFU, Bern, 33 S.