Campanula cervicaria (Borstige Glockenblume)

Workshop Best Practice Artenförderung Campanula cervicaria (Borstige Glockenblume)

Ergebnisse aus dem Workshop vom 25.11.2014

Die Borstige Glockenblume (Campanula cervicaria) kommt in der Schweiz nur noch an ca. 25 Orten vor. Sie ist stark gefährdet (IUCN-Status EN). Obwohl sie keine besonderen Ansprüche stellt, ist ihre Förderung schwierig. Am Workshop vom November 2014 wurde das aktuelle Wissen zu den Ansprüchen und Fördermöglichkeiten dieser Art zusammengetragen. Das wichtigste ist in den nachfolgenden Tabellen enthalten.

Erfolgsfaktoren

Faktor Massnahme Bemerkung
Bewirtschaftung und Pflege Optimale Pflege der aktuellen Populationen:

  • Schonung/Schutz blühender/fruchtender Exemplare und von Rosetten vor Mahd durch Markierung, bei Bedarf Einzäunen. Keine Mahd der Fruchtstände vor der Samenreife (insbesondere bei kleinen Populationen; vgl. Kapitel Ökologie).
  • Regelmässiges Ausholzen/Entbuschen
  • Regelmässige Mahd (der umgebenden Vegetation); Mahd der Pflanzen, wenn überhaupt, frühestens ab Ende November. Wenn nur Rosetten vorhanden sind, spielt der Mahd Zeitpunkt keine Rolle. Rosetten durch Mahd nicht verletzen (nicht zur tief mähen), nicht mulchen.
  • Pflanzen kleinräumig freistellen (Reduktion der Konkurrenz)
  • Entfernen von Problemarten (Adlerfarn, Brombeeren, Goldruten, ev. weitere)

Offenen Boden erhalten,

Ausgangslage differenzieren (bedingt unterschiedliche Vorgehensweisen):

  • Bei kleinen Populationen ist es wichtig, möglichst jedes Individuum zu schonen und zur Fruchtreife zu bringen.

Grosse Populationen benötigen keine so intensive Pflege.

Standortfaktoren:

  • Licht
  • Offener Boden

Boden nicht zu sauer, nicht zu kalkreich, nicht zu nährstoffreich

Sorgfältige Standortwahl bei Neuansiedlungen.

Pflege auf die langfristige Erhaltung dieser Standortfaktoren ausrichten.

 Bevorzugt werden feinsandige, leicht schluffige, weder zu feuchte noch zu trockene, nährstoffarme, weder zu kalkreiche noch zu saure Böden (mesische Verhältnisse) in eher tiefen, milden Lagen (Keel, 2014, mündliche Mitteilung). Ein wichtiges Problem liegt darin, dass viele potentielle Standorte zu wenig offen und zu nährstoffreich sind.
Ex-situ-Vermehrung Sammeln von Samen und Aufzucht ex situ

Misserfolge

Massnahme Bemerkung
Aussaat und Auspflanzung Siehe Tabelle 3

Wissenslücken schliessen

Wissenslücke Massnahme Bemerkung
Warum lassen sich mit Aussaat oder Auspflanzung keine mittel-/langfristig stabilen Populationen aufbauen? Versuche zu Aussaat oder Auspflanzung von ex-situ- vermehrten Samen. Mit Aussaat und Auspflanzung wurden unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Beide Methoden zeigen sowohl Erfolge als auch Misserfolge.

Auspflanzungen wurden im Kanton Zürich aus Aufwandgründen durch Aussaaten ersetzt.

Wo kommen Samenbanken vor?

Wie gross sind diese und wie persistent sind die Samen?

Vorkommen von alten Samenbanken ausfindig machen. Über Samenbanken früherer Vorkommen ist fast nichts bekannt.

Ausfindig machen ist aufwändig.

Wie variabel ist die Art genetisch? Spielt die Genetik bei der Förderung eine Rolle? Bestehende Populationen genetisch untersuchen. Zur Genetik ist nichts bekannt.
Was sind für die Förderung geeignete Habitate? Förderung in verschiedenen Habitaten, die geeignet erscheinen, ausprobieren. Die bisherigen Fördermassnahmen erfolgten v. a. in Rohböden, welche sich zu Mesobrometen entwickelten.

Die Art hat keine besonderen Standortansprüche, die Förderung ist aber trotzdem schwierig. Es gibt viele potentielle Standorte, z. B. Ränder entlang von Waldstrassen, alte Wald-Bewirtschaftungsformen (z. B. Mittel- oder Niederwald), Pfeifengras-Föhrenwälder, Säume.

Könnte die Art mit alternativen Massnahmen gefördert werden?

Mit welchen Zusatzmassnahmen wären Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung geeignet für die Förderung?

Lässt sich die Art durch Beweidung (von Wäldern) fördern?

Lassen sich (alte) Waldnutzungsformen (Mittelwald, Niederwald) und die Förderung von Campanula cervicaria kombinieren?

Alternative Fördermassnahmen ausprobieren / Bewirtschaftungsregimes testen

·       Regelmässiges Auflichten von Waldbeständen (bei bestehenden Populationen; Mittelwaldbewirtschaftung)

·       Mahd alle 2-3 Jahre

·       Mahd früh oder spät im Jahr.

·       (Grossflächige) Beweidung (von Wäldern)

·       Ev. weitere (Wald-) Bewirtschaftungsformen prüfen.

In Polen ist die Aufgabe der Beweidung einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang der Art. Die Beweidung grosser Populationen wird als Möglichkeit angesehen.
Wo kommt die Art aktuell vor? Aktuelle Verbreitung erfassen Die Resultate der Untersuchungen von Hug (2010) deuten darauf hin, dass über die aktuelle Verbreitung der Art zu wenig bekannt ist.

Projektbeispiele: